Bernstein – Ursprung, Fakten, Mythologie
Der faszinierende Gruß aus der Vorzeit
Der wissenschaftliche Name von Bernstein ist Succinit. Es handelt es sich dabei um versteinertes, fossiles Harz, das vor rund 50 bis 30 Millionen Jahren von Kiefern und anderen Nadelbäumen von den Bäumen tropfte. Rein mineralogisch betrachtet ist Succinit also gar kein Gestein. Wissenschaftler glauben, dass es einen regelrechten Bernstein-Fluss gab – einen breiten Strom, vergleichbar mit dem heutigen Amazonas, der Unmengen von Treibholz und Harz transportierte. Bei Bernstein denkt man meist an die Funde aus der baltischen Ostsee, aber weltweit sind mehr als 80 verschiedene Arten bekannt. Oft haben die Stücke Einschlüsse – sogenannte "Inklusen" – mit kleinen Insekten, Pflanzen, Luft, Wassertropfen oder sogar Tieren. Die Inklusen erlauben uns einen faszinierenden Blick in längst vergangene Zeiten.
Bernstein wurde seit der Jahrtausendwende immer beliebter und erreicht inzwischen sehr hohe Preise. Er kann – je nach Qualität – durchaus drei Mal so teuer wie Gold sein. Allerdings sind die Preise starken Schwankungen ausgesetzt. Sie steigen jedoch seit 2010 kontinuierlich an, da er in Asien als Symbol von Wohlstand und Glück gilt. Auch in der arabischen Welt ist Bernstein sehr beliebt. Dort bevorzugt man den sehr seltenen weißen Bernstein. Er erhielt diese außergewöhnliche Farbe aufgrund zahlreicher Lufteinschlüsse. Sie sind mikroskopisch klein und sorgen dafür, dass er stark nach Harz riecht.
Die Mythologie des Bernsteins
Es gibt 12.000 Jahre alte Funde aus Friesland, die beweisen, dass Bernstein schon in der Steinzeit ein beliebter Schmuck- und Kultstein war. Während der Bronzezeit war der Bernstein aus dem Baltikum eine begehrte Handelsware. Im alten Ägypten und im antiken Griechenland erhielt er Bezeichnungen wie "Tränen der Sonne" oder "Gold des Nordens". Niemand wusste, woher diese geheimnisvollen Steine genau kamen. Die Griechen kamen in ihrer Mythologie der wissenschaftlichen Wahrheit jedoch sehr nahe, als sie von den "Tränen der Heliaden" sprachen, da die Heliaden von Zeus zu Bäumen verwandelt worden waren. Sie waren die Schwestern von Phaeton, der seinem Vater Helios den Sonnenwagen klaute, der Erde zu nahe kam und eine Katastrophe auslöste. Römische Gelehrte waren besonders von seiner heilenden Wirkung überzeugt. Plinius der Ältere heilte damit Fieber, andere Ärzte setzten ihn gegen Gicht und Darmerkrankungen ein. Bernstein galt im ganzen Mittelmeerraum während der Antike als ein Symbol für Glück und Harmonie. Er sicherte die Gesundheit der Familie und das Wohlbefinden der Frauen.
Eine wichtige Epoche war auch das Mittelalter. Einerseits wurde er zum beliebten Schmuckstück der Fürsten und des Adels, andererseits erkannten viele seine heilenden Kräfte und setzten ihn als Medizin ein. Hildegard von Bingen verwendete Bernstein, wenn sie Patienten mit Magenerkrankungen behandelte. Bernsteinöl galt sogar bis in die Neuzeit als hervorragendes Mittel gegen Rheuma. Bernstein galt außerdem als Schutzstein gegen böse Kräfte und verhinderte Lügen. Schon damals galt er als ein Stein, der die Wahrhaftigkeit und die Ehrlichkeit fördert.